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Dienstag, 27. Juni 2023

Teamentwicklung im Experimentierraum

Mein TEDxMünster-Team: hybrid, co-kreativ, generationenübergreifend, fehlertolerant

Ein fulminantes TEDx-Event liegt hinter uns. Viele begeisterte Rückmeldungen, und in der zweiten Pause dieser Kommentar einer sehr gut vernetzten Teilnehmerin: „Na ja, eure Ankündigungen waren ja wirklich schlecht. Keiner wusste, dass das stattfindet. Da habt ihr wirklich Luft nach oben.“ Stimmt vielleicht, und generell für mich der Anlass, mal ein bisschen Hintergründe zu liefern.

Als Speakermanagerin habe ich selbst 2016 bei TEDx angefangen. Hatte keine Ahnung, was da anstand, aber ich versprach mir, dass ich mit lauter interessanten Menschen in Kontakt kommen würde. Viel gelernt unterwegs. Seit 2018 bin ich selbst in der Leitung und Verantwortung für TEDxMünster. Wir sind mit einem ehrenamtlichen Team unterwegs: viele Studis, hoch motiviert, streckenweise aber nicht verlässlich verfügbar wegen Prüfungsstress und Examen, Covid oder Erasmus. Nach einem Jahr im Team ziehen sie vielleicht weiter, ins Ausland oder zum ersten Job. Oder andere, die wegen des Team-Spirits kommen, aber dann herausfinden, dass das zeitliche Engagement doch übersteigt, was sie leisten können. Kurzum, ich muss damit klarkommen, dass sich zum Saisonwechsel die Zusammensetzung der Mannschaft erheblich verändert. Und ich muss mich darauf einstellen, dass neue Teammitglieder jedes Mal wieder eine gute Aufnahme und eine verlässliche Einarbeitung brauchen. Das ist anstrengend, aber es ist auch toll:

In den ersten neun Monaten der vergangenen TEDx-Saison hatten wir im Kommunikationsteam - ausgerechnet! - keine einzige Muttersprachlerin und niemanden, der sich wirklich mit Kommunikation auskannte. Trotzdem sind die Followerzahlen auf den Social-Media-Kanälen gewachsen, und die Community-Mitglieder warten auf die herzzerreißend schönen Newsletter, die Ingrid (gebürtig aus der Slowakei) schreibt. Wir haben einen gut gelaunten Springer, der zum Start - quasi als Mitbringsel - eintausend Euro an Sponsorengeldern akquiriert hat. Wir haben eine neue, sehr junge Speakermanagerin, aus Syrien nach Deutschland gekommen, die mit viel Herz und Schwung aus unseren Speakern in kurzer Zeit eine eingeschworene Gemeinschaft gemacht hat. All das geht, wenn es genug Raum gibt, Dinge auszuprobieren - und auch mal was vor die Wand zu fahren. 

Von Anfang an hat sich TEDxMünster als Experimentierraum verstanden. Das habe ich mir nicht allein ausgedacht, aber ab 2018 (damals noch mit Christoph Salzig als Partner) in eine feste Form gegossen. Bei TEDxMünster können wir verwirklichen, was wir immer schon einmal machen wollten. Wir können in fremde Themenfelder hineinschnuppern, mit Technik experimentieren (dann fragt auch schonmal das TED Headquarters aus New York nach, was wir da gemacht haben ;), den Erfahreneren über die Schulter schauen. TEDx ist nicht schwierig, aber mit den vielen Schnittstellen, unterschiedlichen Arbeitsweisen und den Anforderungen an die Kommunikation im Team ziemlich komplex. Wir verstehen uns als Learning Community, in der wir Wissen erwerben und weitergeben. Schon in der Pandemie war das Gold wert, und auch jetzt verlieren wir immer wieder Mitstreiter:innen, weil sie von Unternehmen abgeworben werden. Darauf bin ich stolz.

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