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Montag, 29. April 2019

Arbeiten (fast) ohne Schreiben

Konzeptionelle Arbeit im Workshop geht auch mit Teilnehmern, die intellektuell nicht geübt sind - dann braucht es halt andere Methoden

Wenn Veränderungen anstehen, nehme ich gern alle Mitarbeiter*innen oder Betroffenen mit ins Boot. Manchmal höre ich dann vom Auftraggeber: „Das geht nicht." Weil angeblich einige damit überfordert seien, konzeptionell zu arbeiten. Das finde ich nicht.

Jeder Mensch kann Empathie entwickeln: Empathie für die eigenen Bedürfnisse oder die Bedürfnisse fiktiver Zielgruppenvertreter*innen - bei meiner Herangehensweise meist der erste Schritt. Um Lösungen zu finden, braucht es zunächst eine sehr gründliche Analyse und danach viel Raum, um über den Tellerrand hinaus zu denken.

Ich habe mit Bauarbeitern Kommunikationsthemen beackert, mit jüngeren Schulkindern Fragen zur Inklusion gelöst und mit funktionalen Analphabeten Bildungsangebote entwickelt. Wo immer es geraten ist, nehme ich Teilnehmer in meine Workshops, für die es nicht Alltag ist, konzeptionell zu arbeiten. Und ich kann sagen: Das funktioniert und ist sogar oft sehr erfrischend.

Wichtig ist allerdings, dass alle Teilnehmer*innen sich auf Augenhöhe begegnen können, und dafür muss ich die Methoden und Formate mit Sorgfalt auswählen. Wenn Arbeiter, die normalerweise draußen Pflaster verlegen, nicht gern stillsitzen, muss ich ihnen Bewegung ermöglichen. Wenn jemand nicht lesen und schreiben kann, kann er oder sie aber bestimmt zeichnen oder Theater spielen. Es geht.

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