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Montag, 11. Dezember 2017

Jungs wollen spielen, Frauen wollen Nachhaltigkeit

Ich hab's nicht so mit dem Gendern, aber manchmal ist die weibliche Perspektive nötig. Beim Thema Digitalisierung allemal.

Bislang war ich der Meinung, das Thema Geschlechterausgleich sei deutlich überbewertet. Beim Barcamp Enabling Münsterland in den Räumen der Ahauser Softwareschmiede Tobit durfte ich erleben, wie es ist, wenn die weibliche Perspektive fehlt. 

Wer bei Tobit durch die Tür geht, landet in einer Welt (fast) nur für Jungs: Alles ziemlich schick und sehr schwarz. Auf den Fluren flirrt blaues Licht. Die Tische in der Lounge sind blau und grün hinterleuchtet, das Auditorium bis an die Decke mit schwarzem Teppich ausgekleidet, Geländer und Konstruktionselemente in gebürstetem Stahl. Sehr witzig: Die Toilettentüren öffnen per Druck auf das elektronische Touch-Bedienfeld. Die eisgekühlten Getränke lagern in grün leuchtenden Kühlfächern. Im FabLab wird deutlich, was für tolle Lösungen mit IT und 3D-Druck möglich werden. Die Lust zum Experimentieren blitzt an allen Ecken durch.

Tobit hat sich die totale Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben, und dabei entstehen zum Beispiel auch: das von sämtlichem Personal befreite Hotel oder der digitalisierte Bierwagen mit gechipten Plastikbechern. Eine Heilpraktikerin im Publikum - tatsächlich nicht die typische Barcamp-Besucherin - ereifert sich über Entpersonalisierung und findet's furchtbar. Doch selbst wenn ich ihr nicht in allen Belangen folgen kann, mal im Ernst: Muss das sein? Was ist mit der User Experience? Bei meiner Arbeit mit der Methode Design Thinking stehen die Nutzer immer im Fokus der Entwicklung. Für mich wäre die Frage also: Wozu? Was wird leichter, angenehmer, schöner durch die Digitalisierung? Und ab wann geht der Sinn für die Dienstleistung verloren und werden die Nutzer mit dem Produkt buchstäblich alleingelassen? Nicht nur ein Gender-Thema. Aber wäre mit mehr Frauen im Thema besser geworden ;). 

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