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Dienstag, 28. März 2017

Mobilität - Trendthema 2017

Zwei Tage Jahrestagung Netzwerk Innenstadt NRW / Inspirierende Denkanstöße und eine klare Richtung
Foto: Ralf Emmerich, (c) Netzwerk Innenstadt NRW/ Imorde

Die Zukunft ist leiser, sauberer und langsamer. Die Innenstädte bieten wieder den Fußgängern und den Radlern Platz. Und zwar nicht in Form von reinen Fußgängerzonen, die Arnsbergs Fachbereichsleiter Planen, Bauen, Umwelt Thomas Vielhaber als Alibi für die autogerechte Stadt bezeichnet, sondern vielmehr als Shared Space: großzügige Plätze und Begegnungszonen, wo man aufeinander Rücksicht nimmt und wo kein Halteverbots- oder Achtung-Schild den Blick stört.

Die Quintessenz, die ich aus der Jahrestagung des Netzwerks Innenstadt NRW mitgenommen habe, finde ich ermutigend. Nicht nur NRW-Bauminister Groschek, der im Vorabend-Talk in Klartext-Manier dafür wirbt, den Stadtraum als Begegnungsraum zurückzugewinnen. Sondern mindestens so stark die Experten und Planer, die zahlreiche tolle Beispiele liefern, was in großen und kleineren Städten schon läuft. Ich hatte das Vergnügen, die zweitägige Veranstaltung zu moderieren. Bestens vorbereitet und konzeptionell auf den Punkt gebracht von Yvonne Ganzert von der Geschäftsstelle des Netzwerkes Innenstadt NRW/ Imorde Projekt- & Kulturberatung.

Weit vorn sind von jeher die Niederländer, die keine Angst davor haben, die Autos auf die hinteren Ränge zu verweisen. Die Niederländer teilen das Stadtgebiet von innen nach außen in Zonen ein. In der innersten Zone bekommen die Fußgänger und die Radler absolute Priorität. In der umgebenden zweiten Zone wird zudem ein Auge auf die Busse gerichtet. Autos müssen einfach mal draußen bleiben – für sie ist es eben völlig unattraktiv, die City zu befahren. Pragmatisch und ganz leicht geht den niederländischen Planern das von der Hand, jedenfalls wenn Tonny Bosch von move mobility aus Deventer den Ansatz präsentiert.

 Lernen können wir auch von den New Yorkern: In der übergroßen Dichte des Verkehrs haben sich ganz eigene Regeln ausgebildet, die mit den Rechtsvorschriften nicht unbedingt etwas zu tun haben, zeigt Dr. Arnold Voß vom Office for the Art of Planning. Oberste Regel: Störe nie den Verkehrsfluss. Weitere Regel: Nicht Recht haben wollen, sondern kommunizieren.

 Spannend ist der Steilflug der Lastenfahrräder. Sie bekommen immer größere Bedeutung. Umso eher, wenn sich schwere Lasten mit elektrischer Unterstützung bewegen lassen. Das Herner Projekt mit dem schönen Namen „Helfi“, begleitet von der Zeppelin-Universität Friedrichshafen, zeigt den Kommunen, wie das gut geht. UPS setzt auf der berühmten letzten Meile bereits auf Lastenräder und nutzt außerdem Sackkarren – wer hätte es gedacht. 14 Quadratmeter Stauraum in der City – z.B. in Form eines leerstehenden Kiosks – machen einen Lkw überflüssig, rechnet Rainer Kiehl, Niederlassungsleiter in Hamburg, vor. Das muss doch auch anderswo zu schaffen sein?

Die Flexibilität in den Innenstädten muss größer werden: Fußgängerzonen je nach Tages- oder sogar Jahreszeit öffnen, die Straßenräume so gestalten, dass die trennende Wirkung durch vier- und mehrspurige Schneisen aufgehoben wird. Einige große Städte haben sich da bereits auf den Weg gemacht, aber der Umgang mit den Bau- und Sanierungsphasen der Sechziger- bis Achtzigerjahre ist nicht immer einfach.

Mobilität ist mein Thema in diesem Jahr. Wer sich weiter inspirieren lassen möchte: Martin Randelhoff, der das Geschehen der Tagung kommentierte, liefert Ideen und Beispiele auf seinem Blog „Zukunft Mobilität“.

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