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Montag, 05. Dezember 2022

Friesoythe. Die Magie der Live-Workshops

Lockerungsübungen für den visionären Geist in mehreren Schritten

Zukunftsworkshop. Mit diesem fetten Anspruch haben wir die Bürger:innen von Friesoythe im Oldenburger Münsterland an einem Freitagabend davon abgehalten, sich zu Hause aufs Sofa zu flätzen. Jedenfalls waren etwa 40 Menschen bereit, eine Vision für die Zukunft ihrer Heimatstadt zu erarbeiten. Nach langer Zeit habe ich das erste Mal wieder einen Live-Workshop mit der Agentur elemente - Katrin Liebert und Thomas Hesselmann - gemacht und das sehr genossen.

Was uns zusammen stark macht: solides Design-Thinking-Wissen, reichlich Erfahrung mit gruppendynamischen Prozessen und dazu ein gerüttelt Maß an Intuition sowie Gespür für die Energie im Raum. Daher wirft uns zum Beispiel nicht um, wenn sich Workshop-Teilnehmer:innen in den frühen Arbeitsphasen mit Händen und Füßen gegen kreative Methoden wehren und etwa partout keine Moodboards mit Bildern bestücken wollen. Es funktioniert nämlich letztlich doch immer.

Im ersten Schritt war gefragt, eine Vision für Friesoythe für das Jahr 2035 zu entwerfen. Das war beim Großteil der Arbeitsgruppen noch eine ziemlich kognitiv geprägte, brave Lösung. Erst nach dem gegenseitigen Feedback und der Ermunterung der Gruppen untereinander kamen die Ideen langsam ins Fliegen. Phantasievoller und mutig wurden die Ergebnisse aber erst im nächsten Schritt mit der Aufgabe, die Visionen unter einer speziellen Headline absolut zu setzen und zu übertreiben: die Stadt am Wasser mit Verbindungen per Wassertaxi zu jedem Punkt des Stadtgebietes beispielsweise. Wenn dieses Stadium erreicht ist, in dem die Teilnehmer:innen mit leuchtenden Augen und ausgreifender Körpersprache ihre verrücktesten Lösungen präsentieren, dann ist das pure Magie für mich.

Zukunftsprozesse brauchen Mut und Weitsicht. Denn sie stecken den Rahmen für alle strategischen Entscheidungen, die folgen. Daher ist es wichtig, dass Methoden Anwendung finden, die die Teilnehmer:innen aus ihrem Kontext und ihrer Befangenheit befreien und das Groß-Denken - ruhig auch anspruchsvoll und wild - befördern. Nur wenn die Vorstellungskraft die üblichen Schranken überwindet, kann etwas Neues entstehen.

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