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Donnerstag, 23. Juni 2022

Die Zukunft der Stadt mit jungen Menschen planen

Detmold nimmt die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ernst: Eindrücke vom Jugendforum 2022

Bild: Die Ergebnisse des Jugendforums in TaskCards, (c) Stadt Detmold

Knapp 80 Kinder und Jugendliche im Raum, und die Mikro-Anlage fällt aus. Wenn ich mir als Moderatorin selbst nach einem langen Tag intensiver Arbeit dann noch Gehör verschaffen kann, ist das nur einer der magischen Momente, die ich beim Jugendforum 2022 in Detmold erleben durfte. Erik Seliger vom Fachbereich Jugend, Schule, Sport hatte schon in der Angebotsabfrage nach einer wertschätzenden und konstruktiven Grundhaltung gefragt. Und die war durchweg spürbar.

Kinder und Jugendliche von der fünften bis zur elften Klasse, nicht nur die selbstbewussten SV-Vertreter:innen der Gymnasien, sondern in großer Verschiedenheit quer durch alle Schulformen, diskutierten zu den sechs Themen des Detmolder Nachhaltigkeitsfahrplans. Was dabei herauskommen soll, ist eine Nachhaltigkeitsstrategie aus der Sicht der Jüngeren. Kurze Abfrage zu Beginn der Veranstaltung: „Wäre jemand von euch heute lieber in der Schule?" Nee, natürlich nicht. Aber dass zwei Gruppen auf die Pause verzichten würden, um weiterzuarbeiten, ist daher noch lange nicht selbstverständlich.

Was wünschen sich denn Schülerinnen und Schüler - zum Beispiel zum Theme Bildung und Teilhabe? Ein ruhiger Raum zum Lernen, aber nicht in der Schule, das wäre toll, meint ein Junge, nachdem er verstanden hat, was „Bildung und Teilhabe" eigentlich bedeutet. Weil Lernen zu Hause einfach nicht geht in der familiären Situation. „Ich würde so gern einmal in einer Bibliothek sitzen", sagt er.

Überhaupt sind die Vorschläge überwiegend sehr geerdet: Blühstreifen, mehr Fahrradwege oder kostenlos nutzbare Sportflächen zum Beispiel. Eine Teilnehmerin wünscht sich Unterricht in ihrer Muttersprache, damit sie den Kontakt zur Großmutter in der Türkei nicht verliert. Kurzer Check in der Gruppe, wie viele Sprachen dann denn bedient werden müssten: zu viele. „Das kostet zu viel Geld!" Viel zu schnell beschränken die Jugendlichen sich selbst. Erst im Laufe des Tages lernen sie, ihre Rolle auszufüllen, und verstehen, wie es geht im demokratischen System: Forderungen formulieren, sie der Politik in der späteren Präsentation nachdrücklich mit auf den Weg geben. Erst nach den politischen Beschlüssen kann die Umsetzung kommen.

Bürgermeister Frank Hilker lobt und ermutigt. In Einzelgesprächen mit den Jugendlichen lassen sich Politiker:innen und Verwaltungsspitzen die Ideen und Forderungen der Schüler:innen noch weiter erklären. Gesichert werden die Ergebnisse - damit der Fortgang für alle nachvollziehbar ist - in digitalen TaskCards. Detmold ist für mich ein großartiges Beispiel für demokratische Bildung.

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